Seit geraumer Zeit hören wir immer wieder die Stadt müsse “urbaner” werden. Politiker im Lodenjackerl beschimpfen traditionelle Bauten als Jodel-Optik und verteufeln das Haus mit Garten, das sie selbst besitzen. Gleichzeitig schweigt man beständig, wenn die “urbanen” Ergüsse an der Münchner Straße, das Freilassing Zentral oder auch den Neubau der Sparkasse eröffnet. Schliesslich sind da ja auch winzige Spielplätze, oder?

Freilassing muss wachsen. Weil wir sonst ja nicht die Neubauten finanzieren können und weil die Sozialraumstudie besagt – so die Verwaltung – dass wir viel mehr Zuwanderung benötigen. Und wie das halt so ist, wenn man wächst macht man verschiedene Phasen durch. Bei Menschen ist eine davon die Pubertät. Da spielt alles verrückt, Gefühle, Aussehen, Wachstum, Aussehen und vieles mehr. Das dauert ein paar schwierige Jahre und dann geht es weiter. Denn die Pubertät hat einen Zweck.


Freilassing macht in der Stadtentwicklung offenbar Ähnliches durch. Vieles spielt verrückt und die Bausünden häufen sich wie Akne im Gesicht der Stadt. Mit dem Unterschied, dass die Pubertät des Stadtbildes keine Ende zu nehmen scheint. Das ist beabsichtigt, weil wir übermässiges Wachstum als gut empfinden und weil die Pubertät des Stadtbildes nur Selbstzweck ist und kein Ziel hat. Es muss weiter wuchern. In der Medizin gibt es dafür sogar ein Krankheitsbild dafür, wenn etwas übermässig und unkontrolliert wächst. Dafür machen wir halt das Krankenhaus zu.



Ein weiteres Beispiel ist das Gebäude der Volksbank Raiffeisen Bank am Salzburger Platz. Früher war hier ein Elektro Geschäft in einem hübschen Bau mit Erker. Dann kam die Bank War das einmal modern? Ein erneuter Neubau scheiterte an der Kooperation mit der Stadt Freilassing. Jetzt wird der Bestand erweitert und der Bayrische Hof verfällt weiter. Auf der anderen Seite des Platzes glänzt der Neubau der Sparkasse. Irgendwie haben’s die Banken drauf, hässlich zu bauen.

Pubertät ohne Ende.