“Morgen, Kinder, wird’s was geben.” Und zwar ein rüdes Erwachen für solche, die sich Wohneigentum im umgebauten Rieschen Wirt geleistet haben. Die Luxuswohnungen im historischen Gemäuer, umgeben von ländlich anmutenden Gebäuden. Mit Blick auf den Gaisberg.
Der Bauherr versucht alles Mögliche, um das Projekt erfolgreich zu verkaufen. Dass es dabei nicht immer mit der Realität übereinstimmt, sollte mittlerweile niemanden mehr überraschen. Denn dort, wo auf den Bildern in Richtung der aufgehenden Sonne ein grünes Idyll die Umgebung prägt entsteht gerade einer dieser mittelmässigen ETW Bauten, die einen Architekt nur für den Schriftverkehr nicht aber für die Gestaltung benötigen. Es wird sich nicht an die historische Umgebung, sondern an die Fehlgeburt in der Pilgrimstraße orientieren, so die Berichte.
So werden sich die neuen Besitzer der “Luxuswohnungen” (Originaltext des Verkäufers) auf ihrer Ostterrasse oder ihrem Ostbalkon ihren Verlängerten nicht mit einem Blick auf Gitzen, Bergheim und Co geniessen sondern ganz heimelig in die Schlafzimmer der Neubau-Nachbarn glotzen müssen. Die Logik der Denkmalschützer macht es möglich, das was wir als Geschichte und Heimat empfinden durch baulichen Herpes zu ersetzen und damit einen ganzen Ortsteil zu entstellen. Von der geplanten Ampel davor, vom Ersatzbau auf dem Bauhofgelände und den unmöglichen Gehsteig vor dem Rieschen gar nicht zu sprechen.
Ja, wir brauchen Wohnraum. Bezahlbaren Wohnraum. In einer Stadt die stolz auf ihre Vergangenheit ist und die eine Heimat bietet. Wir brauchen keine Bauphantasien mit Steuerersparnis oder Geldige, die ihre Rollläden eh nur zur Festspielzeit hochziehen. Und wir brauchen auch keine Ghettos für Facharbeiter. Nirgendwo.
Wir sind offenbar zu blöd, weil wir das alles hinnehmen und der Verwaltung auch noch ein gutes Zeugnis ausstellen. Mehr Leute müssen den Mund aufmachen, wenn irgendwas schief läuft. Und das nicht nur bei den Neubauten. “Die werden schon Recht haben” stimmt schon lange nicht mehr. Sonst wird’s am Morgen für alle Kinder ein böses Erwachen geben.
