
Jedesmal wenn ich an der Baustelle des neuen Bauhofs vorbeikomme habe ich das Gefühl, dass es mich an irgendwas erinnert. Abweisend, massiv, nicht zeitgemäß. Dann fiel es mir wir Schuppen von den Augen: ja, es erinnert mich an die Salzburger Festung.
Das wird sich sicher noch ändern, oder? Schliesslich sind wir ja original, wir haben eine Geschichte und wir haben Charakter. Oder? Schließlich sind wir doch alle gut angepasst, unsere Neubauten sind so durchschnittlich wie sie nur sein können. Als ob man das bei Discounter gekauft hätte. Wir schlucken, was man uns gibt, nur um nicht aufzufallen. Wir bringen unseren Kindern hochdeutsch bei, damit sie in der Schule bessere Chancen haben, wir machen jeden politischen Zirkus mit und sind sogar bei unseren Beschwerden noch brav und politisch korrekt. Und das nennen wir dann auch noch Charakter?
Wir sollten zu dem stehen, was wir sind. Bayern. Unsere Sprache ist einfach, direkt und von unzähligen Zwischentönen durchsetzt. Wenn einer ein Depp ist, dann kann das viele Bedeutungen haben. Der Stadtrat, der ländlichen Baustil mit “Jodel-Optik” herabwürdigt, der ist ein solcher Depp. Der Politiker, der es demokratisch nennt, wenn Bürger zwischen Pest und Cholera als Bürgerbeteiligung wählen, ist auch einer. Genauso wie derjenige, der auf einen blöden Witz meint “das sagt man heute aber nicht mehr”. Aber wir integrieren Deppen gern. Aber nur solange die auch wissen, wie deppert sie sind. Wer neben die Kirche zieht darf sich nicht über Glockenläuten beschweren. Wenn Minderheiten bestimmen, wie wir zu sein haben, mit Verlaub, dann haben die denen doch ins Hirn gschissn – bayrisch gesagt. Das wäre ja fast so, als hätten wir die Deppen zum Regieren bestimmt. Was wäre denn, wenn Kannibalen zu uns „flüchten“ würden? So ein Depp, oder ned?
Eine Lederhosn aus Kunststoff ist keine Lederhosn. Ein Schweinebraten vom Supermarkt, der 800km hinter sich hat, ist kein Schweinsbraten. Alles geht, aber der Durchschnitt darf nie der Massstab werden.
So etwas darf nicht die “Normalität” werden. Sonst geben wir unseren Charakter auf oder was davon noch übrig ist.