Heute ist es wieder so weit. Es wurde uns eine Stunde „geklaut“ – eine Tatsache, über die sich Einige tagelang beschweren, ohne die Ironie darin zu bemerken. So sind wir eben wieder in der Sommerzeit mit lauen Sommerabenden, Grillfeiern, Sonnenbrände vom Besuch am See – weil doch das Freibad zu kalt ist. Es ist auch die Zeit, in der man den neuen Luxus der Freilassinger Häuser erkennt und zu schätzen weiss: Bäume.

Dabei war dies über viele Generationen hinweg ein Selbstverständnis. Die Bäume um’s Haus gehörten immer dazu, so wie auch die Gärten. Häuser und Landschaft gehören zusammen – auch wenn die selbsternannten Investoren jede Ansammlung von mehr als 3 Bäumen bereits als potentielle Nachverdichtung sehen. Gute Architektur lebt mit der Landschaft und der Umgebung und nicht gegen sie. Dafür gibt es in unserer Stadt viele Beispiele – die meisten davon sind abschreckend.
Wenige haben noch den Luxus eines Südgartens mit schützendem Baumbestand. Hier kann man auch im Sommer noch seine Freizeit verbringen. Schon wenig Baumbestand erzeugt ein wohltuendes Wohnklima, senkt zu hohe Temperaturen, bietet Lebensraum, reduziert Mückenplagen und kann als Ergänzung zur Gestaltung des Gebäudes beitragen.
Die meisten Auswürfe der neuen Nachverdichtung kümmert das nicht. Es gibt die pro-forma Bepflanzung von denen mehr als 50% die nächsten 5 Jahre nicht überlebt und wegen der Tiefgaragen ständig am Existenzminimum vor sich hin kränkelt. Gärten werden mit Kies bedeckt oder mit Astroturf beklebt.


Dieses neue Bau-Präkariat setzt hingegen auf Klimaanlagen, auf übergrosse Kunststoffwände oder Mauern als Zeichen des fehlenden Luxus. Die Bauherren verschleiern das durch aufgehübschte Verkaufsphantasien – Hauptsache die Kohle stimmt. Siehe auch: https://matulusgarten.com/die-mauer-muss-her

Auch die öffentlichen Bauherren lassen sich nicht lumpen: Wo immer gebaut wird sind im Umkreis von 10 Metern Bäume das erste Opfer. Macht man sich die Mühe und geht die Reichenhaller Straße entlang und vergleicht es mit Aufnahmen vor der Modernisierung, sieht man, was gemeint ist. Die Bäume im Birkenweg waren als erstes weg und für die Berufsschule wurde im Kern’schen Stil Grün im großen Stil vernichtet. Im Gegenzug wird erläutert, dass man dazu ja Ersatzpflanzungen vornehmen wird. Schaut euch die Ersatzpflanzungen an der Bahnhofsunterführung an, am Badylon, am Lobmayr-Parkplatz, am Spielplatz Petersweg. Vor dem Ausbau konnten Eltern noch in der Nachmittagshitze geschützt unter den Bäumen den Kleinen zuschauen, müssen jetzt 7 Jahre später unter den Nussbaum flüchten. Die Südseite der neuen Grundschule wird im Sommer zum Brutkasten werden.

Die Zukunft der Armut hat schon lange begonnen. In der Münchner Straße ist Baumgrün unerwünscht. Auch der fürchterliche neue Anbau der Sparkasse steht mit Natur auf Kriegsfuss. Da nutzen Spenden an den Waldkindergarten wenig. So wenig wie die rachitischen Baumpflanzungen der Bürgermeister. Die schönsten Häuser sind immer noch solche, die sich mit nützlicher Baumpracht präsentieren können. Jedes Frühjahr sind davon weniger zu sehen. Ein Luxus, den sich in der Stadt der Geltungssucht (wir müssen wachsen, weil…xxx) nur mehr ganz wenige leisten können und die öffentlichen Bauherren nicht können, weil hier Ingenieure als Gestalter tätig sind. So spart man am falschen Ende.

Darum, liebe Luxusbesitzer, passt gut auf euren Reichtum auf. Ein neuer Baum kostet nicht nur Geld sondern auf 20 Jahre oder mehr. Bis dahin sind die Kinder aus dem Haus, die nie Baumkraxeln lernen werden oder verstehen, wie Pippi’s Limonadenbaum funktioniert. Ein Lob auf solchen Luxus!