2024 YR4. Das ist die Bezeichnung eines Besuchers, der laut Experten in knapp 8 Jahren mal mehr oder weniger vorbeischaut. Und zwar zur Sonnwende am 22. Dezember 2032. Das ist also noch bevor der Bahnausbau nach Mühldorf fertig wird. Der YR4 ist ein Asteroid, der mit 2,3% Wahrscheinlichkeit mit Freilassing kollidiert. OK – eigentlich mit der Erde aber man weiss noch nicht genau wo – also ist Freilassing so gut wie jede andere Schätzung.
Das könnte ein wenig zu denken geben. Könnte. Wenn halt nicht gerade Wahlkampf, Krieg und Trumpisierung die Hauptthemen wären. Und trotzdem ist es notwendig, das was man hat zu schützen und zu bewahren, sei es auch noch so im Kleinen – wie halt Freilassing. Konservieren nennt man das im ursprünglichen Sinn. Ja, da kommt das böse Wort konservativ her. Heimatpfleger wären in unserer Stadt wohl arbeitslos. Deshalb ist dafür auch das Landratsamt zuständig. Wir wissen ja, der Kern pflegt gern aber wer will sich hier schon darauf verlassen? Man macht ja auch nicht den Bock zu Gärtner.

So wie in der Politik geht es um den Ausgleich, darum die andere Seite verstehen zu wollen und tragfähige Kompromisse zu finden und praktikable Lösungen finden, die uns nicht in den ein oder anderen Untergang bringen. Das gilt nicht nur in der großen Politik so, sondern auch im Kleinen.

Dabei geht es auch gar nicht darum, alles unter eine Käseglocke zu stellen, sondern es gilt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen notwendigen Veränderungen und Schutz der Identität und Historie zu finden. An dieser Herausforderung ist man in Freilassing immer wieder gescheitert – wenn man einmal von der schon fast pathologischen Platzierung von Eisenbahnobjekten im öffentlichen Raum absieht. Die Neubau Kakophonie der letzten Jahre spricht für sich.
Doch es ist benötigt auch eine soziale Abwägung wie man es anstellt, allen sozialen Gruppen Wohnraum und Lebensqualität anbieten zu können. Von den letzten 400 neuen Wohnungen waren knapp 20(!) bezahlbarer Wohnraum und auch in der Zukunft sieht das nicht viel besser aus. Statt dessen werden die Bauherren unterstützt, die in schon fast lächerlicher Akribie jeden Zentimeter ausnutzen, um noch mehr Geld aus einem Projekt herauszuquetschen. Wie zuletzt am Eichetweg. “Man wird schon eine Lösung finden” meinte die Stadt. Ich habe so ein Gefühl, dass das Ergebnis nicht als Verbesserung angesehen werden wird.

Denn die Stadt braucht Einwohner um groß und fett zu werden, damit man Geld hat und mitreden kann. Sonst nimmt einen keiner Ernst. Schützen und bewahren ist dabei dann das Letzte, um das man sich kümmern will. Sowohl Identität, Geschichte als auch soziale Ausgewogenheit bleiben damit auf der Strecke. Es geht nicht um die Leute, es geht um den Status. Da ist dann auch der YR4 nicht mehr so wichtig. Hauptsache wir sind groß. Und Freilassinger? Freilassinger sucht man 2032 dann hier vergebens. Die sind alle abgewandert.