Es gibt in unserer Stadt einen Bauherren, der in regelmässigen Abständen unsere Schlafstadt mit neuen Nachverdichtungen beglückt. Man wirbt mit „Zeitgemäss aus jeder Perspektive“, was nichts anderes bedeutet als einen architektonischen Limbo Tanz zu gewinnen. Es geht hier wohl um die internen Werte und nicht um Architektur. Ob in der Graf-Lodron Straße in Salzburghofen, an der Eichetstraße, im benachbarten Ainring oder das Freilassing Central: so zeitgemäss wie der letzte Hit aus dem Baumarkt, als es noch den Obi gab.

Das Unternehmen, das mittlerweile in Starnberg seine Steuern zahlt und dort auch durchaus zeitlos residiert, verkauft normalerweise seine Immobilien über den Herrn Minet der Sparkasse, die immer wieder gute Empfehlungen zur Steueroptimierung, Altersvorsorge hat und fast alle Neubauten dieses Bauherren monetarisiert. Doch diesmal ist es anders. Die Scharl Wohnbau erstellt in der Sägewerkstraße an Stelle des früheren Bio-Peter, direkt am Nagler Wald ein Bürohaus und ein Wohnhaus. Ganz ohne die Sparkasse? Die 19 Wohnungen sollen diesmal vermietet werden. Über die Beweggründe lässt sich spekulieren. Hässlich ist es dennoch. Die dystopische Anmutung ist wohl beabsichtigt oder ein gestalterisches Muss…


Als das Projekt vor einigen Wochen im Bauausschuss behandelt wurde, hat man nicht kritisch diskutiert oder versucht optimale Lösungen zu finden. Warum? Weil es unter §34 fällt. Und die erste Baumreihe des Waldes wurde vorausschauend schon letztes Jahre entfernt. Das wird nicht so bleiben wenn sich in ein paar Jahren Mieter über die dunklen Bäume beschweren oder der Spielplatz „geschützt“ werden muss. Neue Bäume kann man – wie mittlerweile üblich – vergessen, denn die 80cm Erde über der überdimensionierten Tiefgarage bieten Bäumen einfach nicht genug Platz. Das ist mittlerweile Standard in der Stadt.
Es stellt sich die Frage, ob man tatsächlich einen Ausschuss für solche sinnbefreiten Anträge benötigt. Es gibt genaue Vorgaben über §34 und die Stadträte können nur zusehen, ob die Punkte abgearbeitet wurden. Oder falls sie doch einmal eine eigene Meinung haben sollten wird diese vom Landratsamt zeitgemäss überstimmt. Liebe Stadträte: die vertane Lebenszeit bringt euch niemand mehr zurück. Das könnte wohl eine moderne Software genau so gut. Inklusive einem Bild fürs Abnicken. In der Sitzung sagte dann auch (nicht protokolliert) ein Teilnehmer: „egal was da gebaut wird. Hauptsache der Schandfleck ist weg”.
