Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Politiker gehen, die Gier bleibt

Als vor ein paar Wochen Landrat Kern im Freilassinger Rathaussaal seine Skizzen für die Bebauung des Grundstücks an der Matulusstraße vorstellte trauten viele ihren Augen nicht. Denn, das was der CSU Politiker und Vorsitzender der Aufsichtsrats der KSOB vorstellte, war doch beeindruckend. Aber nicht in einem guten Sinn. Doch das kommt nicht von ungefähr und es hat Methode. Es geht um die Entwürfe für einen, mittlerweile als Monsterbau etablierten, Wohnkomplex, der auch in Freilassing seines Gleichen sucht.

Kern’s Architekten bezogen sich mehrmals auf die Vorgabe der Bauhöhe von 17 Metern, die Lebenshilfe schien sich sogar zu entschuldigen, dass sie dieses Maß nicht erreicht. Als Vergleich sind die Aicher-Bauten in der Münchner Straße mit 18,96 Metern nur wenig höher und das auch nur der zurückversetzte höhere Teil. Der Bau direkt an der Straße ist mit 15,65 Meter gut mit Kern’s „Skizze“ vergleichbar. Man könnte jetzt denken, dass der Landrat wohl nicht aus den Erfahrungen der Hillebrand und Schmölzl Episode gelernt hat, doch das Gegenteil ist der Fall. Nicht zufällig ist man Parteifreund. Wenn jemand hier nach Einfügegebot bauen würde und Freilassing dagegen stimmt, dann muß wer die Entscheidung treffen? Richtig. Das Landratsamt. Wie diese Entscheidung wohl ausgehen wird, kann man nicht als Geheimnis bezeichnen.

Auch der Neubau in der Münchner Straße ist noch niedriger als Kern’s Skizzen

Als unbedarfter Bürger wundert man sich, woher dieser Wahn kommt. Doch Kern ist in bester Gesellschaft. Nahezu bei jeder Gelegenheit geben unsere Bürgermeister zum Besten, dass Freilassing ganz toll wachsen muss, weil… ja.. weil wir mehr Geld brauchen und größer als R’Hall sein müssen und weil man immer mehr Wohnungen braucht, weil es immer weniger Freilassinger gibt. Die hier offene Frage beantwortet der geneigte Leser bestimmt ganz gut alleine. Ebenso treibt es das Denkmal des Medizinischen Versorgungszentrums in immer weitere Höhen. Was einmal als ansprechender Pavillon begann, bekam zu nächst Türme, die dann immer mehr in die Höhe wuchsen. Ein Stockwerk ums andere wurde darauf gesetzt. 

Der Beweggrund hinter all dem ist eine Vermengung von Gier und Macht. Die KSOB hat’s vorgemacht mit der geschwürartigen Vergrößerung des Traunsteiner Klinikums. Für die Bürger findet man schon eine Argumentation. Welcher Politiker will denn schon mit dem zufrieden sein, was da ist und den Bestand behutsam, mit Augenmerk und unter Einbeziehung der Mitbürger weiterentwickeln. Größer und teurer als schöner und besser. 

Als Freilassing damals die Veränderungssperre auf das Gebiet legte wollte man dadurch der Gefahr entgehen, dass ein privater Käufer das Gelände vor allem mit zu großer und zu dichter Wohnbebauung zweckentfremdet. Genau das ist geschehen, als der Landkreis das Anwesen kaufte. Ohne solide Finanzierung weil man ja immer die Gemeinden über die Kreisumlage in die Pflicht nehmen kann. Man sagt, im Orient hatte man Eunuchen als Haremswächter. Auch wenn der Landkreis nicht die finanzielle Potenz besitzt kann er doch andere ganz gut erpressen. Die Macht des Eunuchen.

Der Teufel hat der Diener vier: Die Bosheit, Dummheit, Macht und Gier!
© Thomas S. Lutter

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2 Kommentare

  1. Gampert Christine-Maria Oktober 26, 2025

    Frage: Was hat Herr Kern gelernt?

    • Fussgaenger8228 Oktober 26, 2025 — Autor der Seiten

      …dass er immer noch gegen eine Entscheidung des Stadtrats eine Bebauung durchwinken kann, wenn nächsten Sommer die Veränderungssperre nicht verlängert wird.

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