aber nicht hilfreich
Was ist nur los mit mir? Da hat doch der Bürgermeister beim Jahresempfang gemeint, dass wir Optimismus brauchen und was soll ich sagen? Ich habs versucht, hab die Zeitungsmeldungen überflogen mit einer bunten Brille – was ja en-vogue sein soll. Ich habe mich gefreut, dass endlich das öde Land am Seelenweg einem vernünftigen Zweck zugeführt wird. Wir haben doch genug Natur an der Saalach, oder? Die störende Ulme wird sozusagen ins Koma versetzt und darf dann an anderer Stelle sterben. (Hoffentlich nicht).
Allerorts bauen freundliche Firmen neue Wohnungen für die darbende Bevölkerung, die Stadt wächst und bald brauchen wir eine weitere Grundschule, die Stadt kann auch ohne und baut sich ein eigenes Gesundheitshaus. Kurz: wir sind ein leuchtendes Beispiel für alle.



Am nächsten Tag nahm ich die Brille ab und hatte Kopfschmerzen. So drehte ich meine Runde durch die Stadt, vorbei am “gepflegten” Matulusgarten, den vermüllten Häusern daneben. Ich sah wie allerorts Bäume gefällt werden. “Ui, die sind ja bestimmt alle krank. So viele”. Klar, das Ölbacherl muss befreit werden und dem bösen Biber Einhalt geboten werden. Man könnte meinen, da wäre ein Kern zuständig gewesen. Dazu braucht man auch Wege für Maschinen, die den Pistorius vor Neid erblassen lassen.

Dann fiel mir ein, dass das Gebiet im Norden “Eham I” heisst. Mir schwant Schlimmes. Zumindest haben wir dort keine Ulmen mehr – auch gut. Dabei fiel mir ein, dass es doch früher so etwas wie Bürgerbeteiligung gab, bei der man sich über wesentliche Neubauten austauschen konnte. Bei der Grundschule waren das bestellte Experten, die Freilassing so gut wie Alpha Centauri kennen. Beim Gesundheitshaus macht das der Max schon richtig – schliesslich hat er auch der Münchner Straße ein neues Gesicht gegeben. Und den Rest übernimmt die Verwaltung der Stadt. Die Liste der “Bürgerbeteiligungen” auf der Website der Stadt ist schon lange weg – weil das “zu viel Arbeit” war. Die Stadt will ja nicht bewahren, sondern optimistisch sein. Das werden sie dann auch in der Grundschule den Containerkindern in 20 Sprachen vermitteln, genauso wie den Grund warum für die meisten von ihnen weiterführende Schulen eh Blödsinn wären, weil sie so wenig gelernt haben. Die Eltern sind trotzdem optimistisch und ziehen so bald wie möglich weg. Optimismus ist ja nicht Dummheit, oder?
Ich hab keine Kopfschmerzen mehr aber dafür “ein ganz mieses Gefühl”.