Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Kelvin allein zu Haus

Jetzt ist es soweit: wir sind auf der guten Seite. Wir werden die Welt retten und dabei werden wir auch noch alle reich. Na, ja. Nicht so richtig reich, aber sparsam. Sowas kann halt eine aufstrebende Trabantenstadt. Sowas kann nicht jeder.

Als ich neulich zu später Zeit auf die Straße blickte war das irgendwie anders, so als wäre etwas kaputt. Als wäre die Brille beschlagen. Der Grund war die neue Straßenbeleuchtung, durch die altbewährte gelbliche Leuchten ersetzt wurden. Es sieht deprimierend aus. Duster, farblos, billig. Es ist so wie die Kellerbeleuchtung, die jemand durch eine kalte 5 Watt Glühbirne (als es sowas noch gab) ersetzt hatte, weil man sparen musste.

Dabei ist mir klar, dass man durch die neuen LED Wunder Energie spart, Tiere schützt und Lichtverschmutzung eindämmt. Doch warum muss es so hässlich sein? Die Farben der Beleuchtung, die in Kelvin gemessen werden, sind ja gut untersucht auch in der sozial-psychologischen Wirkung. Warum also? Weil es den Leuten egal ist. Schliesslich retten wir dadurch die Welt, oder? Da kann man doch etwas persönliche Einschränkung erwarten. Wir sind es ja gewohnt. Wir sparen so viel, dass man sich im Rathaus in 5 Jahren bestimmt einen neuen Computer leisten kann – oder zumindest die Tastatur dafür. Der Tse-Oh-Zwei Wert ist so als hätte man 3 Bäume, die man gefällt hat, eben nicht gefällt.

Andererseits werden hunderte von Millionen im Landkreis für Neubauten ausgegeben und für Gesundheit. Da werden Wälder gerodet, Bausünden begangen ohne Mass und Stil. Dazu finanziert man sich über die Kreisumlage, was die Gemeinden dann wieder über den Hebesatz ausgleichen müssen, was wieder die Wirtschaft schröpft, wegen der man doch so viel fremdes Geld “in die Hand nimmt”. So wie auch bei der LED Dämmerung wird sich auch hier keiner beschweren. Was können wir schon machen, oder? Schliesslich retten wir ja die Welt und alle, die es gar nicht wollen.

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Thema von Anders Norén