Irgendwie macht so ein goldener Oktobertag doch vieles angenehmer. Man ist ruhiger, toleranter und kauffreudiger. Da trifft es sich ja hervorragend, dass gerade heute auch Kirchweih ist. Strassen und Stände sind voll, man trägt T-Shirt und kurze Hosen. Ja, so würde man sich das gerne für die Innenstadt ausmalen. Doch die Zeiten sind vorbei, wie man an den Leerständen in der Hauptstraße erkennen kann.

Es sind solche Tage wie dieser, an dem sich Freilassing sich lebendige Stadt zeigt. “Es geht doch!” denkt man sich. Aber es bleibt eine Ausnahmeerscheinung. So wie die verzweifelten Autofahrer, die scheinbar alles unternehmen, um nicht beim Lobmayr Parkplatz parken zu müssen. Auch wenn dieser zukunftsweisende Parkplatz nur 300 Meter, wie die Krähe fliegt, vom Kinderkarussell entfernt ist. Man hatte sich das früher anders vorgestellt.

Vorab hatte sich die lokale Zeitung so etwas wie eine Sonderausgabe einfallen lassen. Nicht zum Kirchtag sondern zum Thema Müll und Gestank. Dabei kam Einiges zusammen: vermüllte Ecken im Schwesternwohnheim, für das sich niemand zuständig fühlt aber mit dem jeder Geld machen möchte, unkontrolliertes Müll-Chaos an der ehemaligen AWO, der Gestank alternativer Energiestandorte aus dem Nachbarland und das Leiden der Hausmeister unter der sanktionierten Müllmafia im Landkreis. Mit Ausnahme der Hausmeister-Aktion ist nichts davon wirklich neu. Das geht schon so seit Monaten oder Jahren. Man müsste halt mal was unternehmen.
Allerdings muss man der Zeitung schon zugute halten, dass sie versuchen das ein oder andere Thema herauszustellen. Leider fällt man dabei auch schon mal in die redaktionellen Graubereiche, wie beim Thema Matulus 19, das wohl eher ein Kommentar des Schreibers war, als ein Bericht – auch wenn man am nächsten Tag schnell mal den entsprechenden Architekten ohne Abwägung zu Wort kommen liess. Man braucht ja auch die kleine Eigentumswohnung für 1 Mio, damit man die Wohnungsnot mildern kann. Man berichtet auch, dass am Birkenweg alles gut wird, weil man da “25 Millimeter Bäume” pflanzt und weil man Geld einspart, das die Stadt bestimmt bald wieder ausgeben wird. Ein goldener Oktober. Gewiss.
Gampert Christine-Maria Oktober 20, 2024
Cool dieser treffende Sarkasmus! Trifft voll ins Schwarze! Freu mich jedesmal über die so wortgewandten, nachdenklich-machenden Artikel bzw. Kommentare. Danke!!!!