In den ersten Monaten machen viele erst einmal einen Kassensturz, um herauszufinden, wo man denn die “schönste Zeit” des Jahres verbringen kann. Bei solchen Überlegungen ist eine Stadt wie Freilassing im unschlagbaren Vorteil, dass eine Stadt nicht in den Urlaub fährt und sich diese Überlegung damit erübrigt. Es wäre wohl Balkonien geworden – wogegen ja nichts einzuwenden ist, oder?

Allerdings wurde angekündigt, dass man gedenkt, die Münchner Straße einmal wieder zu erneuern. Nicht weil es so unbedingt notwendig ist, oder man nicht andere Projekte anschieben sollte, sondern weil es Förderungen gibt, die man gerne mitnehmen möchte. Manche erinnern sich mit Grauen an den Umbau der R’Haller Straße und auch in der Münchner Straße ist von einer längeren Vollsperrung die Rede. Die Firmen und Geschäft wird es freuen, geht es doch um das Herz von Freilassing, wenn man der Presse glauben möchte: Ein grenzüberschreitendes Einkaufserlebnis, ein Umschlagplatz der Sonderangebote. Für alles andere gibt es ja den Europark. Der billige Jakob ist der Leitheilige der Stadtentwicklung. Hier gilt selbst Bauhaus-Stil im Vergleich als Barock. Hässlichkeit ist ja Ansichtssache. Und hier muss man sie nicht lange suchen.

So muss man auch verstehen, warum der Bürgermeister so allergisch auf die Ainringer Bestrebungen zum Bau eines Discounters nahe der Gemeindegrenze reagiert hat und das kurze Zeit nachdem Lidl seine Pläne zum Einkaufsmarkt in der Sägewerkstraße vorgestellt hatte. Man fürchtet Wettbewerb und Einnahmeverluste. Wenn man sich selbst gegenüber ehrlich wäre, stünde auf dem Kreisverkehr beim Rathaus ein Einkaufswagen und nicht irgendwas von der Bahn. “Wes des Herz voll ist, dem geht der Mund über.”
Die Pläne sind groß, denn man möchte ja auch eine Lidl Bahnhaltestelle haben – als ob die Surheimer dann mit dem Zug kämen. Und die Experten sagen, dass das die Innenstadt nicht beeinflusst. Wirklich. Wirklich?
Nächstes Jahr ist also zuerst Wahl und dann Straßensperrung. Geschickt eingefädelt möchte man da sagen. Politische Emporkömmlinge melden sich schon jetzt zu Wort – in der Hoffnung, dass man die Gräueltaten ihrer Vorgänger vergisst.

Siehe auch „Bäume haben’s schwer in Freilassing“
Es werden wieder unzählige Bäume gefällt. Bei der Stadt kann man nicht anders – das liegt in den Genen. Nur bei der Richard-Strauß Straße blieben sie erhalten, weil sich Besitzer gegen die Stadt gewehrt haben. Und wenn das alles fertig ist, dann fällt bei der Aldikreuzung auch die Abbiegespur weg. Klar, hier fährt ja auch fast keiner sagen die Experten. Dann gibt es ungesicherte Fahrradstreifen, weniger Parkmöglichkeiten und als Zuckerl auch noch Alibi-Restgrün am Rand. Die überlebenden Geschäfte werden frohlocken – nicht wegen der Straße sondern weil sie überlebt haben.
Warum machen eigentlich immer Ingenieure die Stadtplanung? Wir haben es wohl nicht besser verdient.