Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Die Ritter der Schandflecken

As Wetter is letz. Es ist halt Sommer in der Großstadt und selbst die zahllosen Katzen suchen Kühlung unter den letzten Bäumen. Sollte sich jetzt der ein oder andere gewitzte Leser denken, ob der Autor hier noch ganz bei Sinnen sei, so darf ich ihn beruhigen: „Leider ja.“ Hat doch der werte Bürgermeister kundgetan, dass man bei den Entwicklungen ganz vorne dabei ist. Man werde sich schon bald um Wohnraum kümmern. Schon. Bald. Und man wird Räume schaffen, wo sich Menschen in den Stadtteilen treffen können. Genau das fordern die Grünen fast zeitgleich. Sogenannte „dritte Orte“ verstecken sich hinter dem Konzept, das der Städtetag für Großstädte empfiehlt. Warum grüne Pressemeldungen immer mit „Grüne fordern“ resümiert wird? Vielleicht hat man sich den Kommunikationsstil von der großen Partei mit C abgeschaut. Es haben sich wohl beide, die Grünen und der Hiebl gedacht, dass Freilassing ja schon fast eine Großstadt sei, und sowas ja im Wahlkampf immer gut zu vermitteln ist. An dieser Stelle würde ich gerne über die Parteilosigkeit des Bürgermeisters im nächsten Jahr schreiben, stelle aber fest, dass das bestimmt noch Zeit hat, oder?

Insgesamt hat man sich im Rathaus zuletzt auf die Schulter geklopft, weil man doch schon wieder einen Schandfleck beseitigen wird. (an dieser Stelle könnte ich jetzt wirklich böse Quervergleiche städtischer Fehlleistungen anbringen und diese nicht nur im Baubereich. Doch ich kann mich beherrschen, denn immerhin ist nächste Woche ja wieder Brot und Spiele angesagt, da macht man doch keine Anspielungen auf Verwaltung, Leitbilder und Briefe…). 

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Man meint damit den Ersatz der Aicher’schen Möbelhalle hinter dem Mäcci durch einen neuen Lidl. Über den Schwachsinn habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben. Mir stößt es nur auf, dass ungenutzte Gebäude versandelt werden und dann ohne Plan aber mit tiefem Kotau Investoren die nächste Chance gegeben wird, gutes städtisches Entwicklungspotential einfach mit 0-8-15 Klötzen zu betonieren

Dabei gibt es doch noch viele andere Schandflecken, die gerade gebaut werden oder in Planung sind. Denn wir wissen dass der Leuchtturm von heute der Schandfleck von morgen ist. Was hat uns doch die Sparkasse mit schlechter Architektur beglückt und wird dies ohne große Widerworte auch mit der Geschäftsstelle weiter betreiben. Ebenso das unverstandene Gebäude der VR, die den alten Bayrischen Hof daneben einfach weiter vergammeln lässt, oder auch die Umgestaltung der Reichenhaller Straße, die Zerstörung des Salzburghofener Ortskerns und die Gesundheitssilos, die man nicht kritisieren darf, weil doch der Max dahinter steht. 

Auch den Hollmann-Kompromiss in der Eichetstraße ist ein Versagen der Stadtplanung und trägt weiter zur Zerstörung der uralten Diagonale bei. Für was bezahlen wir eigentlichen Prof. Schirmer? Wohnraum ist ja nicht gleich Wohnraum und darf nicht als Blankoscheck für schlechte Architektur gelten. Nie.

Man sollte sich entschuldigen, dass man es wieder nicht geschafft hat, die Lebensqualität der Freilassinger zu verbessern, Chancen auf Qualität im öffentlichen Raum vertan hat aber der Eigentümer der alten Möbelhalle bestimmt zufrieden sein wird. Wir sind also auf dem richtigen Weg. Fragt sich nur wohin.

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1 Kommentar

  1. ch.gampert@t?-online.de Juli 7, 2025

    Genau, wohin führt das????

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