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Baukultur in Freilassing

Brücken bauen

Ach, was sind wir dankbar, wenn ein Politiker daherkommt und uns erklärt, was wir zu fühlen haben. Besonders dann, wenn besagter Volksvertreter sonst eigentlich eher im Tarnkappenmodus unterwegs ist und sonst eher durch Nichtssagen aufgefallen ist. Dass die journalistische Leistung der Presse sich in diesem Fall kein Fleissbildchen abholen kann, hebt die Qualität auch nicht gerade. Denn der Herr ist ja von der CSU und er muss sich echauffieren. Warum?

Weil da doch einige Einheimische angekündigt haben, politisch aktiv zu werden. Und das aus guten Gründen, nämlich die Art und Weise, wie der Kreis BGL und dessen Kern mit den Gemeinden und speziell mit der Stadt Freilassing umgeht. Dabei sollte es ja ein Miteinander sein und kein Gegeneinander.

Vom Vorbild zum Lost Place – das ehemalige Personalwohnheim. Von der KSOB verrotten lassen

Worum es geht? Wieder einmal um das Krankenhaus und das Drumherum. In der Kurzversion: Stadt baut Klinik, verkauft sie an den Landkreis Laufen, der fusioniert zum Kreis BGL, Kreis schmeisst alle Kliniken mit Kreis TS zusammen in eine AG, die von TS geleitet wird. Die AG lässt die Klinik verhungern und verfallen entgegen aller Versprechungen und schliesst die Klinik und verkauft sie an den Kreis BGL, der zuvor der AG 90 Mio Gelder zusagt. Jetzt will der Kreis die Klinik umbauen und viel Wohnraum erstellen, weil da die Stadt überfordert ist und man so sein Geld wieder reinbringt.

Auch der Kreis BGL als neuer Besitzer nimmt es mit der Instandhaltung nicht so genau

Die Stadt hat aber ein Gesundheitskonzept entwickelt, das um das ehemalige Krankenhaus herum die medizinische Versorgung sicherstellen soll. Dazu hat man eine Veränderungssperre erlassen, damit das Grundstück nicht von Wohnbauspekulanten benutzt wird. Die Pläne der Stadt werden von allen applaudiert nur halt nicht von den CSU Granden. Und so versucht die Stadt ein Gesundheitszentrum zu entwickeln und der Kreis will sein eigenes Projekt umsetzen. An der Stadt vorbei. Das hat ja auch bisher funktioniert. Kreis will lukrativen Wohnbau, Statt will Absicherung des Gesundheitswesens.

Noch steht hier das Krankenhaus im Ruhestand

Gegen dieses unsinnige Gebaren und der dazugehörigen Geschichte protestieren zwei namhafte Bürger und wollen eine eigene politische Bewegung zum besseren Zusammenarbeit zwischen Kreis und Gemeinden aufbauen. Wer könnte wohl gegen so etwas sein? Richtig. Ein CSU Vertreter schreibt, dass es doch alles super sei mit der Gesundheitsversorgung. Wir hätten sogar zu viel Ärzte und Einrichtungen. Er nennt die Kritik aus Freilassing unter anderem einen „Gipfel der Unzumutbarkeit“. Man solle doch die Experten im Kreisrat ihre Arbeit machen lassen und sonst bitte die Klappe halten (sagt er nicht wörtlich so) schliesslich haben wir diesen Experten ja alles zu verdanken. Es ist ihm wohl an dieser Stelle noch nicht klar, dass er damit auch die Verantwortung für die gebrochenen Versprechen und die Sabotage des Freilassinger Krankenhauses gleich mit übernommen hat. 

Selbstreflexion ist hier natürlich nicht zu erwarten. Entsprechend gibt es für den Artikel auch nur einen Like, und der kommt von einem Franz Rasp. Der Franz Rasp, Bürgermeister von Berchtesgaden, der mit der CSU Nachfolger des verbrannten Landrats Kern werden möchte. Sonst wollte sich wohl niemand die Hände schmutzig machen, denkt man sich.

Der Wunsch des Landkreises und der CSU ist dabei nichts Neues und auch nicht nur auf den Kreis beschränkt. Alle Gemeinden und Länder arbeiten entgegen ihres politischen Anspruchs des Miteinander und der Teilhabe vermehrt nur für sich selbst. Die Treffen von Bürgermeistern im Biergarten sind nur Show. Freilassing wettert gegen einen Mitterfeldener Supermarkt, Ainring gegen einen Industriebau, weil der eine Trasse behindern könnte, die vor vielen Jahren von Ainring selbst sabotiert worden war, Freilassing stellt dem Ortsteil Eham und Salzburghofen ein Gewerbegebiet vor die Nase, weil man sich möglicherweise verspekuliert hat, Salzburg genehmigt eine Müllverbrennung an der Grenze, weil man Freilassing und BGL ja ignorieren kann. Der Kreis sagt nichts zu Kaindl weil man es sich nicht mit Salzburg verscherzen möchte. Damit sind KSOB, Kern und Co doch in bester Gesellschaft möchte man meinen. Man könnte diese Liste ewig weiter ausführen, doch der Trend ist, dass man immer mehr nur auf den eigenen Bauchnabel schaut anstatt Probleme miteinander zu lösen. 

Vorher

Das führt sich dann weiter bis in den privaten Bereich. Man bleibt für sich. Es soll solche geben, die nur ihre Wohnung und die 800 Meter Straße bis zur Stadtgrenze von Freilassing kennen. Mehr und mehr werden Gartenzäune durch Sichtschutzwände oder Mauern ersetzt. Jeder für sich. Aus Egoismus wird Autark. Das klingt besser. Wohnbau gibt es nicht für die Stadt sondern nur für Geld und deswegen ist jede Grausamkeit erlaubt. Es geht nicht darum, was Menschen glücklich macht, sondern darum was die Rendite steigert.

Mit Mauer ist alles besser, oder?

Doch es gibt auch noch solche, die im Miteinander die Chance sehen, die sich für mehr als nur den neuesten Thermomix interessieren, die für offene Diskussionen und für Dialektik offen sind. Solche, die das Vorbild der Politik ignorieren, weil ihnen die Menschen wichtiger sind. Solchen Leute sollten wir applaudieren und denen die Brücken statt Mauern bauen. 

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3 Kommentare

  1. Erika Scheinast September 7, 2025

    Lieber Peter, du bist unschlagbar 👍👍👍👏👏👏. Das geht mir runter wie Öl.
    Hoffentlich liest das einer der besagten Herrn, oder soll ich sagen Vollidioten???

  2. Schade Norbert September 7, 2025

    Sehr guter Bericht.. muss unbedingt veröffentlicht werden…
    Würde uns freuen wenn du bei GuK mitmachen würdest.. falls Interesse, schicke ich gerne unsere bisherigen Beiträge.. liebe Grüße Norbert

  3. Karin Spitaler September 7, 2025

    Unbedingt weiter so! Deine Artikel sind spitze und ich wünschte es gebe mehr Kritik und Zusammenhalt der Freilassinger gegen diesen unglaublichen politischen Irrsinn.

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