Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Fussgängerzone, die fast keiner braucht

Freilassing hat eine Fussgängerzone. Die ist zwar nicht so gross wie man glaubt, weil ja Anfang und Ende der Hauptstraße für den Verkehr freigegeben sind. Immerhin sind es 255 Meter und damit ein paar Meter mehr als der Durchmesser der neuen, modernen Windräder, die – wenn man den ausgewählten Experten glauben soll – Deutschland vor sich selbst retten sollen. Zurück zur Innenstadt. Es gilt ja immer noch als Sehenswürdigkeit Freilassings (habe extra nochmal nachgeschaut). Wenn dann also jemand kommt, dann sollten die darauf achten, am Samstag Vormittag zu kommen und auch nur wenn schönes Wetter ist. Sonst ist hier nämlich wenig los.

Das ist nicht nur hier so sondern auch in anderen Städten. Geiz ist geil und Online-Shopping gelten als Hauptverursacher. Bei uns sind aber auch einige Dinge selbstverschuldet, wie z.B. das Shopping Eck an der Sägewerkstraße oder der Fokus auf Discount- und Shoppingmärkte für die benachbarte Klientel. Seit mehr als 12 Jahren versucht man dem Thema Herr zu werden. Man hat dazu die Firma des Prof. Schirmer betraut. Es wurden immer wieder Pläne gemacht, Konzepte und Wettbewerbe. Dabei weist Schirmer richtigerweise auf Dinge hin, die gut sind. So wie alte Gebäude, die allerdings im Erdgeschoss mit modernen Schaufenstern verschandelt sind.

Besonders am Eingang (Nord) finden sich diese Häuser. So etwas, so Schirmer, müsse man pflegen und behutsam darauf aufbauen. Was ist wohl geschehen? Die Sparkasse, als architektonisches Anorisma, baut ein neues Gebäude direkt am Eingang, das hier aber absolut nichts verloren hat und eher hinter Robel und Kiefel ein passendes Ensemble bilden könnte. Es fügt sich ein in die Reihe der gestalterischen Missgeschicke, die die Gegend verschandeln. Warum soll man auch mit Handwerkskunst und mit Anspruch bauen, wenn man auch Lösungen von der Stange bauen kann, deren Fachkenntnis eher in die Kategorie IKEA und Inbusschlüssel fällt, und damit auch billiger (nicht günstig) ist. Man hat Experten, dass man sie ignorieren kann – zumindest dann, wenn es in’s eigene Konzept passt. (Nein, der Standl brauch kein Walmdach. Eh klar)

Vorschläge und Analyse kann jeder auf der Seite der Stadt nachlesen.

In der Hauptstraße sind gerade einmal 8 Läden leer. Andere kämpfen. Warum soll ich auch dort hin gehen? Ausser zum Wochenmarkt oder zur Gastro, Eisdiele oder zum Müller. Das sind die einzigen Elemente, die Laufkundschaft generieren können. Da helfen auch keine Bäume (die die Stadt ja anderswo wie im Wahn gerne fällt), Sitzecken oder Wasserspender oder auch Spielecken.

Das ISEK wurde zu einer Zeit verfasst, als Online Shopping noch die Ausnahme war und die Handys von Nokia kamen. Man braucht Alternativen zum Shopping, sonst ist alles vergebliche Liebesmüh. Wenn Freilassing immer nur nach der billigsten Lösung sucht oder nach dem, was gerade im Angebot ist, dann wird man hier weiter ein schlechtes Vorbild sein. Warum nicht auch mal etwas machen, auf das man stolz sein kann? Immerhin hat man sich bei der Innenraumgestaltung des Rathauses nicht zurückgehalten.

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Thema von Anders Norén