Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Die Mauer muss her

Der erste Advent ist hier. Die fahle Morgensonne kämpft durch den Nebel, verzaubert die Landschaft. Als Fussgänger sieht man dadurch Feinheiten und Grausamkeiten, die sonst durch das Große und Ganze übertrumpft werden. Die Rede ist von der unsäglichen Entwicklung, mehr und mehr statt eines Gartenzauns oder einer Hecke sogenannt Sichtwände zu bauen. Besonders bei Neubauten ist die fast schon eine Regelmässigkeit. Dabei meine ich hier nicht einmal die “heimeligen” Gabionen, sondern die Zaunersatzgebilde – als Sichtschutzzaun.

Manchmal kann man das ja verstehen, wenn das dahinter verborgene Haus besser nicht gesehen wird, doch bei Neubauten entwickelt sich das immer mehr zur Standardausstattung. Ein optisches “Lass mich in Ruhe!”.

Was der Trend zum Sichtschutz über uns aussagt? Es schützt sicher vor sozialen Kontakten, Gesprächen am Gartenzaun. Es wirkt abstossend. Bei dem ein oder anderen Zaun blickt man sich schon mal vorsichtig um, ob hier nicht auch Sicherheitskameras, Nato-Draht oder ähnliches verbaut ist. Der optische Unterschied zu Stadelheim ist dann nur noch die Zaunhöhe. Wir brauchen ja keine Offenheit, keine sozialen Kontakte. Klar. Dafür gibt es ja Social Media. Ob sich die Menschen hinter den Sichtschutzzäunen auch über Abstandsregeln und die unpersönlichen Masken beschwert haben? Wer weiss. Man kann ja nicht hineinsehen – in die Gärten und auch nicht in die Menschen.

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Thema von Anders Norén