Nachdem sich die Stadt bereitmacht, den Salzburger Platz in Freilassing zu „reparieren“ haben wir an dieser Stelle einige Gedanken zu diesem Platz zusammengetragen.
Der Platz selbst hatte über die Jahre verschiedene Namen. Rathausplatz oder Marktplatz und schliesslich Salzburger Platz. Laut dem Freilassinger ISEK (Integriertes StadtEntwicklungsKonzept) dient er unter anderem als Visitenkarte der Stadt für Besucher, die von Osten her in die Stadt kommen, weshalb man ihm nun ein wenig Charakter verleihen will. Und das durch einen Neubau eines Bankgebäudes am Platz. Vor Jahren sagte Prof. Schirmer, dass man hier etwas charakteristisches hinstellen sollte, doch der Bauherr müsste wohl „Eier haben“, um das auch leisten zu können.

Vor gar nicht so langer Zeit wurde der Platz von vorwiegend alten Gebäuden eingerahmt, die mittlerweile grösstenteils „modernisiert“ oder verschwunden sind. So wie auch das alte Rathaus, dessen Dachschindeln teilweise noch auf dem „Blauen Haus“ zu finden sind.

Den ersten grösseren Einschnitt erhielt der Platz vor rund 60 Jahren als die Sparkasse am Ort ein neues Gebäude realisierte. Im Stil der damaligen Zeit und als Kontrapunkt zu der anderen Bebauung fügte es sich damals in den Platz, mit ausreichend Abstand zum Platz, der Gestaltung des öffentlichen Raums, versehen mit einem Kunstwerk eines lokalen Künstlers (dessen Werke ja auch noch beim Bahnhof, der Grundschule und anderen Orten zu finden sind). Man beachte die Arkade auf der südlichen Seite.

Wenig später wurde das Kriegerdenkmal entfernt. Vermutlich, um als aufstrebende Stadt dem Automobilverkehr mehr Raum zu geben. Damals war der Platz noch ein übliches Motiv für Postkarten. Selbst dann noch war der Platz ein offener, freundlicher Platz einer Stadt des Bürgertums und der Staatsangestellten (Südseite des Platzes). Hier wurden Feste gefeiert, die Träger des olympischen Feuers 1972 begeistert empfangen und die lokalen Fussballhelden der Weltmeisterelf von 1974 gefeiert. Man konnte und wollte noch verweilen auf dem Platz.
Über die Jahre wurde der Platz dann immer wieder weiter modernisiert. Das Gebäude mit dem Elektrofachgeschäft auf der Nordseite verschwand und schliesslich wurde ein Bankgebäude an dessen Stelle gesetzt.
Das Rathaus war zu klein und unpassend geworden und im Sinne der Stadtgeschichte wurde das alte Rathaus durch ein neues Gebäude an anderer Stelle ersetzt und die Sparkasse wanderte über den Platz und stellte sich ein neues Gebäude an die Stelle des Rathauses. Man hat dies damals wohl als modern empfunden.
(es gibt bestimmt noch weitere Informationen wie diese Neubauten mit dem Freibad zusammenhängen. Diese tun aber hier nichts zur Sache)


Der damalige Kontrapunkt, das ehemalige Sparkassengebäude wurde entsprechend der damaligen Zeit überarbeitet und modernisiert. Doch wie es bei so mancher Schönheits-OP ist: Das Ergebnis ist nicht immer besser als das Original.
Die verbliebenen öffentlichen Räume, Grün und Ruhezonen wurden geopfert. Die Stadt soll ja urbaner werden. Das Ergebnis ist enttäuschend. Deshalb versucht man nun mit einem Neubau des unglücklichsten Gebäudes am Platz alles zu überdecken und in eine neue Richtung zu bringen. Man will wieder mal keine halben Sachen machen.

Mit einer Vielzahl von Vorgaben durch die Stadt, Stadtrat und anderen „Stakeholdern“ soll nun ein Neubau dem geschundenen Platz neuen Charakter geben. Und auch diesmal entscheidet man sich für das, was überall sonst auch „funktioniert“.

Was Freilassing hier plant ist das Mittelmaß. Das üblicherweise halt gebaut wird. Und das spiegelt durchaus den Ansatz wieder. Von der offenen bürgerlichen Stadt mit Selbstbewusstsein zeigt man das Durchschnittliche ist für uns das Besondere. Die vielen Autofahrer, die von der Ostseite kommen, wollen ja nicht gehobenes Einkaufen, keine Sehenswürdigkeiten bestaunen, an besonderen Stellen stehen bleiben und verweilen. Nein, sie wollen zu Discountern, zu deprimierenden Einkäufen. Weil es billiger ist kommen sie. Keiner fragt, was passiert, wenn einmal – so wie bei den Tankstellen – sich der Preisvorteil umkehrt.
Doch bis dahin soll der Platz und die Münchner Strasse so umgestaltet werden, dass eingerahmt von nichtssagenden Gebäudelinien und Raumkanten die Besucher wie durch den Lauf eines Gewehrs durchgeschleust werden. Wer will hier noch öffentlichen Raum und hier verweilen? Folgerichtig hat auch der neue Ansatz das Gebäude soweit an die Strasse gerückt, dass nur noch wenig Platz für Fussgänger bleibt. Und mit Recht schliesst sich auch hier der Kreis: Auch im Neubau argumentiert man mit einer Arkade, wie schon damals bei der ersten Sparkasse aus den 60er Jahren.
Doch eines bleibt noch zu vermerken und gross herauszustellen. Im Zuge der Bauwut soll ja auch das Haus in der Laufener Str. 1 „ersetzt“ werden.


Es soll keiner sagen, dass es in Freilassing keine alten historischen Gebäude mehr gibt. Kein Gebäude, das die Umgestaltungen überlebt hat. Der Gastgarten ist schon lange nicht mehr und auch der Rest wurde unglücklich modernisiert.
Dieses Gebäude muss dem Neubau weichen, weil Freilassing ein Gebäude mit Charakter haben möchte. Dies ist nicht nur ungeschickt, es ist schlimm und es steht dafür, was alles mit der Stadtplanung nicht stimmt.
Im übrigen steht das Haus seit einiger Zeit leer (wie sonst sollte man es denn auch abreissen können…). Es ist eine Schande und eine Frechheit, das Gute, das man hat, zu vernichten, um es mit Mittelmass zu ersetzen.