



Wir alle lieben die Politik. Sofern sie ihren Job macht und uns in Ruhe lässt. Das ging eine ganze Zeit auch mehr oder weniger gut bis die Politik entschieden hatte auf einmal große Dinger zu machen. Das ist nichts Neues in der Geschichte: die Pharaonen bauten Pyramiden, die Chinesen bauen Vorzeigestädte (die letzte, Xiong’an hat halt grad nicht funktioniert), die grossen östlichen Nachbaren machen Kriege, die amerikanischen Freunde machen Befreiungen* und bei uns sind das dann halt so Sachen wie Harz IV, „wir schaffen das“, Zeitenwende, Doppelwumms, Gesundheitsreform oder grüne Wunder, green deal etc.. Jeder halt so nach seinen Möglichkeiten.
Was das mit uns in Freilassing zu tun hat? Nun ja, keiner, der solch eine Großtat veranstaltet oder auf den Weg bringt, setzt diese auch noch um. Die haben so ihren eigenen “Trickle-down” Effekt. Das heisst die oberen Granden beschliessen, deren Fanclubs schreiben das dann um; das gibt man dann in den föderalen Trichter nachdem es schliesslich es die Gemeinden und jeder Einzelne ausbaden müssen. Eine verbesserte Finanzierung von Kliniken heisst bei uns, dass Krankenhäuser insolvent gehen, Integration Geflüchteter zwingt die Besetzung von möglichen Wohnräumen und einen Ausbau von Kinderbetreuung und Schulen ohne zusätzliche Unterstützung. Und bei uns in der Schlafstadt ist man ganz vorne dabei. Als die Mauer fiel, waren wir der erste Kontakt. Als die zukünftigen Facharbeiter 2015 kamen, waren sie bei uns an der Grenze und natürlich auch die Pressevertreter. Wir waren die ersten, die einen Lockdown hatten – wegen unserem ansteckenden Naturell. Die Politik versichert uns, dass es denen gaaanz wichtig sei, und dass man uns auch nicht alleine lassen werde. Genau so stelle ich es mir vor, wenn der Pharao die Baustelle besucht hat. (Ich hab halt eine lebendige Phantasie!)
Vor 4 Jahren wollte Freilassing eine Bildungsoffensive starten und zum Nucleus der regionalen Bildung werden. Am Bahnhof sollte dazu ein Bildungszentrum entstehen. Das wäre ein wichtiges Projekt geworden, mit Potential. Doch mittlerweile ist es darum still geworden. Die Berufsschule wird gebaut – irgendwann. Da wird ja noch vorher die Bahnlinie nach Mühldorf ausgebaut (Ende der 2030er Jahre). Der Rest wartet auch auf Godot. Der Grund ist das fehlende Geld. Wir stecken Geld in die Umsetzung der Pyramiden aus der Politik. Planen Wärmewende. Schenken der KSOB ungerechtfertigt Geld und Vertrauen. Da bleibt dann nichts mehr für lokale Initiativen. Traunstein wird ohnehin eher mit dem Bildungscampus fertig sein. Ein Krankenhaus haben sie ja ohnehin schon.
Deshalb lieben wir Politik. Vor allem wenn sie uns in Ruhe lässt. Was aber, wenn nicht?
*) beide haben gemein, dass man dadurch Menschen vertreibt, die dann schliesslich irgendwann vor unserer Haustür (bildlich) stehen. Irak, Magreb, Afghanistan, Syrien, etc.