Ja, es ist heute wieder einmal ein typischer Sonntag. Der Regen nieselt beharrlich auf Freilassings Straßen, die Spielplätze sind so verlassen wie die Fussgängerzone. An der Grenze staut sich nichts. Hochbetrieb beim Vogg, weil man doch noch zum Nachmittagskaffee den passenden Kuchen braucht.
So kann man viel besser genau die Orte besuchen, an denen die Stadt ihr Gestaltungsgeschick zeigen könnte. Wenn man nur wollte. Die Zerstückelung des Klinikgeländes unter Führung des geliebten Kern-Zerstörers ist noch nicht vom Tisch, aber man plant den alten Bauhof durch prätentiöse Wohnprojekte zu ersetzen. Ohne Rücksicht auf nachhaltige Stadtplanung, denn hier kann man Geld machen. Auch in der Kreuzederstraße haben sich Neureiche auf eine Wohnbebauung mit der Stadt geeinigt – hört man so.

Ja, wir brauchen Wohnraum. Dies wird so sehr als hirnloses Mantra verwendet, dass man dabei vergisst, dass eine Stadt nicht nur aus Wohnschachteln mit Ghettos für Einkauf und Industrie besteht, wie es das vermaledeite ISEK fälschlicherweise propagiert. Hier werden Mischgebiete mit eigenem Charme und unbezahlbarem historischen Werten in ein Sammelsurium für ideenlose Wohnschachteln verwandelt.

Dabei ist längst bekannt, dass man besonders durch die richtige Durchmischung eines Stadtteils die soziale Qualität halten und steigern kann. Als Beispiel kann man sich das Französische Viertel in Tübingen oder Quartiersplanung in Freiburg ansehen und davon lernen. Die Durchmischung mit Handel, Handwerk, Wirtschaftsbetrieben in Wohnbereichen mit einem Mindestansatz von sozialem Wohnbau führt zu besserer Wohnqualität, erlaubt ungezwungenen öffentlichen Raum, reduziert den PKW Verkehr und vieles mehr.


Bisher hat hier bei uns die Politik versagt. Man hat sich den Baulöwen oder anderen „Geldigen“ unterworfen. Funktionierende Strukturen werden so unterlaufen, Orte zur Identitätsfindung verbaut für die 6000 Pendler, die sich dann an der Grenze stauen. Wir brauchen keine Schlafstadt, keine Einkaufsstadt sondern eine Heimatstadt. Die Mischung machts! Nicht das Geld der Immobilienprojekte. Wie das geht? Einfach fragen.