„Ein Freund, ein guter Freund. Das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“ So, oder so ähnlich hat man sich das zuletzt beim Jubiläum der Stadt Freilassing vorgestellt. Im Interview stellt der Rathauschef fest, dass das Stadtmarketing festgestellt hat, dass Freilassing der “gute Kumpel” ist, dass sich so der Charakter der Bürger darstellt.

Also ist es das, was wir sind? Gute Kumpel, die immer helfen, wenn man gebraucht wird aber ansonsten recht anspruchslos sind? Ja, die Freilassinger helfen wenn eine Überflutung kommt, wenn flüchtende Massen kommen – egal ob als Spätaussiedler, Weltkriegsflüchtlinge, 1989er oder auch jetzt. Sie starten Initiativen, wenn es anders nicht mehr geht. So ist die Stadt groß geworden. Man hilft sich untereinander und auch anderen.



Vermutlich um das zu bestärken hat man auch gleich eine „Umfrage“ in Auftrag gegeben. Und die hat es in sich. Wird sie doch in der Zeitung als Gegenpol zu all den schlimmen Kritikern aufgebaut. Da werden ausgesuchte positive Loblieder vorgebracht. Das erinnert an bestellten Jubel über diejenigen die gleicher sind als die anderen. Stellt sich die Stadt so Freunde vor? Mithelfen aber ja keine Kritik? Sagt man nicht, Kritik sei die höchste Form der Anerkennung? Weshalb schreibe ich über missglückte Bauprojekte, über Fehlentscheidungen und über Lügner? Man kann ein neues Gebäude nicht einfach wie einen Politiker nach ein paar Jahren abwählen. Ein verschandelter Straßenzug beleidigt noch Generationen nach uns. Deshalb muss man das immer wieder ins Bewusstsein rufen. Das ist der Unterschied zwischen Kumpel und Freund: Ein Freund sagt nicht nur Ja und Amen sondern macht den Mund auf, wenn was nicht stimmt. Im Übrigen funktioniert auch Demokratie nur im Spannungsfeld der Meinungen und nicht der Lobhudelei.

„Wer Kritik übel nimmt, hat etwas zu verbergen“
Helmut Schmidt