
In der Vorhabenliste der Stadt Freilassing steht unter anderem der Teilneubau der Grundschule. Es ist eines der teuersten Projekte der Stadt und eine der dringensten, denn aus unerfindlichen Gründen gibt es auf einmal und anscheinend unerwartet viele ABC-Schützen. Daher will die Stadt nicht kleckern sondern erst mal mit weiteren Containern klotzen. Damit wird der Park (der einzige in Freilassing) für die nächsten 4-5 Jahre erst mal zugestellt.
Zwar ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen, die sieht jedoch so aus, dass letztes Jahr Anleger informiert wurden und in den nächsten Wochen die vom Stadtrat abgesegnete Entwurfsplanung “vorgestellt” wird. “Beteiligung” heisst also hier “Zuhören” und nicht “Mitwirken”. Auch hier muss man sagen: “Die Stadt hat sich stets bemüht.”



Im Mai werden erst einmal die Bäume gerodet und alles vorbereitet. Aus Erfahrung bisheriger Baumassnahmen schätzen wir, dass es noch sicher prima Ersatzpflanzen geben wird – auch im Sörgelpark. Dann soll im Sommer die Baugenehmigung kommen bevor der richtige Bau beginnt. (!)
Eine wichtige Änderung ist das Verschwinden des Schulhauses an der Bräuhausstraße, an dessen Stelle ein Garten für den Kindergarten kommen soll. Vor dem alten Schulhaus soll der Zugang von der Schulstraße durch einen Schulgarten “abgedichtet” werden. Haupteingang ist dann schräg gegenüber Schmuggler im Birkenweg (ohne Birken dann). Der Schulwald soll wieder einmal “reaktiviert” werden. Alles soll halt schöner und besser werden. Ob das Schüler, Lehrer und Mitarbeiter dann auch so sehen wird sich zeigen. Die sind ja sicher eingebunden worden, oder?

Im Zentrum der Stadt Freilassing gibt es nur zwei Strassen, die nach Bäumen benannt sind (etwas abseits im Westen gibts ja noch ein paar “Baumstraßen”): Die Lindenstraße und der Birkenweg. Nachdem man der Lindenstraße mittlerweile sogar einen eigenen Platz gönnen möchte ist der Birkenweg wohl über den Tellerrand gefallen. Im Zuge des Grundschul-Neubaus muss jetzt ja auch der Birkenweg dran glauben.
Ab nächster Woche werden hier Bäume gefällt, weil man ja nicht um Bäume herum bauen kann. Daher sollte man sich bis Mittwoch noch schnell von der Begrünung verabschieden. Zwar “verspricht” der Bürgermeister, dass man Ersatz pflanzen möchte. Doch wie sich das bisher am Lobmayr Parkplatz, beim Badylon etc. gestaltet hat lässt nichts Gutes ahnen. Vielleicht wird es ja noch die ein oder andere Birke geben, die den Bauwahn überlebt. Straßen ohne die gewohnten Bäume sind so etwas wie ein Gesicht ohne Augenbrauen: es sieht bekannt aus aber gleichzeitig auch entfremdet.
Dabei ist ja mit dem Birkenweg noch lange nicht Schluss. Auch der Sörgel Park soll umgestaltet werden. Wobei dabei gut ein Drittel des Baumbestands einem neuen Versuch geopfert werden soll, hunderte pubertierende Kinder und einen kleinen Wald friedlich miteinander zu verbinden. Aha… Da fällt mir gerade ein, dass Sir Isaac Newton auch als Alchemist tätig war und glaubte Gold machen zu können. Schüler werden wissen, dass er aus anderen Gründen berühmt wurde. Manche Stadtplaner glauben aber immer noch daran, alles in Gold verwandeln zu können und finden immer wieder jemand, der auch daran glaubt.


Später…

Und damit ist es wohl vorbei mit dem Birkenweg. Weil offenbar jegliche Bautätigkeit erfordert, dass im Umfeld alle Bäume (der natürliche Feind des deutschen Baurechts) entfernt werden müssen. Diese Unfähigkeit hat in Freilassing bekannterweise schon Tradition. Und genauso regelmässig wird uns versichert, dass es ja Ersatzbäumchen geben wird und dass den Entscheidungsträgern Bäume doch sehr am Herzen liegen. Ich würde es mir wünschen, dass solche Entscheider im Sommer auch nicht im Biergarten unter Bäumen sitzen dürfen (höchstens unter einer Ersatzpflanzung…). Man siehe die imposante Ersatzpflanzung an der Kirche in der Münchner Straße.
In Freilassing braucht man keine „Klima-Aktivisten“ um Bäume zu fällen. Wir machen das schon selber.
Tatsächlich hat es ja eine Birke geschafft, die Schlacht am „wounded knee“ zu überleben. Aber das ist bestimmt nur eine Frage der Zeit. Und auch dann wird es irgendwo, wo keiner hinkommt ein Ersatzbaum gepflanzt wird. So lernen die Schüler, wie die Stadt funktioniert, aus erster Hand.


