Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Freilassinger Entscheidungen, Folge 20

Die Schande ist nicht das Haus, sondern wie sehr man es verkommen lässt

Wenn heute Gebäude in der VHS behandelt werden, dann können das nur Kirchen sein, denkt man. Denn alle anderen geschichtsträchtigen Häuser sind ja schon entfernt worden (oder wie war das mit dem Irlmaier?) und die neuen geben’s halt einfach nicht her. Mit Recht.

Tatsächlich geht es aber um das alte Paukeranwesen, das Anfang des letzten Jahrhunderts als Residenz der sogenannten “Hundsgräfin” gedient hat, die dort eine Vielzahl von exotischen Tieren gehalten hat. Diese Gräfin Montgelas vermachte das Haus dann der Stadt und nach einer Zwischennutzung im dritten Reich für KDF Mädel ist es mittlerweile eher für FDK bekannt, denn hier werden schwere Maschinen bewegt.

Die Rede ist natürlich vom Bauhof in der Pilgrimstraße. Dieser soll in den nächsten Jahren nach dem Willen der Stadt einer modernen Wohnsiedlung weichen. Die bisherigen Entwürfe dafür scheren sich ja nicht um respektvolle Erneuerung des Ortsbilds oder um irgendwas. Hier wird wieder 0815-Baustil umgesetzt werden.

Dabei hat man das alte Anwesen extra mit Maschinenhallen und Anbauten für die Nutzung als Bauhof erweitert, hat aber in all den Jahren die Substanz vernachlässigt und so das Gebäude verkommen lassen. Man hat die alten, traditionellen Fenster durch moderne aus dem Baustoffhandel ersetzt. In einem Interview zur Nachnutzung sagte der Bürgermeister, dass man das Haus wohl abreissen werde, weil es ja nicht unter Denkmalschutz steht.

Kann man auf dem Gelände Wohnraum errichten und gleichzeitig dabei auf die Geschichte und die gewachsenen Elemente Rücksicht nehmen? Kann die Stadt über ihren Schatten springen und nicht das erstbeste Angebot nehmen, nur weil es günstig ist oder weil der ein oder andere im Stadtrat denkt nur moderner Wohnbau ist gut? Wie gut das bisher funktioniert hat, kann man in den ersten 19 Folgen ja nachlesen.

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