Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Freilassinger Entscheidungen, Folge 6

Wehret den Anfängen (oder: das Böse ist immer und überall)

Aus aktuellem Anlass. Zur Zeit laufen gerade die Abbrucharbeiten am alten Saal vom Rieschen. Der Rieschen selbst ist ja denkmalgeschützt – aber da ist ja noch soo viel Platz. Und Platz ist Geld. Deswegen soll da ein Block mit 8 Eigentumswohnungen hin. Neben dem geschützten Rieschen, gegenüber vom Bauernhof und gegenüber der Villa Montgelas (ja, da kommt noch was).

vergleichbare Anlage vom Bauherren
Entwurfsbild

Der Bauherr will hier was ganz durchschnittliches hinstellen, so in der Art, wie das schon in der Vergangenheit funktioniert hat. So ähnlich wie sein “Sonnenhaus”. Aber warum darf der das? Passt doch überhaupt nicht hin, oder?

Hier kommt die Faulheit des Stadtrats und der Paragraph 34 ins Spiel. Vor einigen Jahren hat man sich dazu durchgerungen sozusagen als Kontrapunkt das “Richterhaus” am Pilgrimweg zu genehmigen. Auch wenn man vorher immer wieder gesagt hatte, dass Salzburghofen mit Sorgfalt zu pflegen sei, um die Identität der Keimzelle zu erhalten – all diese Aussagen sind null und nichtig. Der Betonklotz mit Balkonen auf Steroiden steht im Widerspruch zu allen umgebenden Gebäuden: das alte Haus, das ein Experte im Thema liebevoll umgebaut hat, die sorgsam herausgeputzten Koch-Häuser und sogar der alte Bauhof.

Weil aber dieses “Richterhaus” steht sagt die Stadt zum Neubau am Rieschen, dass in der Umgebung ja schon ein ähnliches Haus steht und der Neubau von der Stange im Sinne des §34 in Ordnung geht. Weil es sich der Bauausschuss halt zu einfach macht und weil die Aussagen zur Pflege des historischen Charakters nichts wert sind – solange das nicht auch mit Folgen versehen ist.

Der Neubau wird also gebaut werden, der Rieschen ein Luxusdomizil mit Tagescafe und ohne Stammtisch. Wenn dann in ein paar Jahren der neue Bauhof fertig ist, dann muss der alte Bauhof dran glauben. Es war zwar der Hof der Hundegräfin aber er muss abgerissen werden, weil, so der Bürgermeister, das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht. Dabei wäre es ein schönes Gebäude, wenn man es in den letzten 50 Jahre nur gepflegt hätte, modernisiert, ausgebessert. Alles das, was ein Hauseigentümer macht hat man hier einfach ignoriert.

Und wieder geht ein Stück Geschichte wegen Faulheit den Bach runter. Was an der Stelle des Bauhofs gebaut werden soll, ist nicht schwer zu erahnen: charakterlose Neubauten mit übergrossen Balkonen und natürlich ohne Widerspruch.

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