Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Bekenntnis zum Mittelmass

Was soll ich sagen? Alle sind zufrieden. Sie loben die Umsetzung der Gestaltung und wenn auch nur der kleinste Ansatz einer Kritik durchscheint ist gleich ein Kollege zur Stelle, der klar macht, dass hier niemand auszuscheren hat und alle eine Familie sind. Da halten sie zusammen.

Die Rede ist vom Freilassinger Bauausschuss und der Präsentation des neuen Sparkassengebäudes. Kein Neubau sondern eine Generalsanierung. Ist es doch die Visitenkarte der Stadt. Das erste Gebäude, das der Autofahrer wahrnimmt. Was hat man nicht in den vergangenen Jahren über den Salzburger Platz diskutiert, geplant und verworfen, denn man dachte lange, es müsse etwas Besonderes auf diesem Platz sein, etwas, das Freilassing aus dem Sumpf der Kleinstädterei und als notwendige Durchfahrt für die Discounter am anderen Ende der Münchner Straße sein. Etwas, das sagt: wir sind mehr als das!

Nun, offenbar sind wir das nicht. Die neue Sparkasse ist ein weisser Klotz mit Wohneinheiten und Penthouse. Das würde wohl in keiner städtisch bebauten Nebenstraße zwischen ähnlich lieblosen Immobilien kaum auffallen. An dieser exponierten Stelle jedoch ist es eine Kapitulation gegenüber höheren Ansprüchen und ein Eingeständnis der Mittelmässigkeit. Man fragt sich, warum die Zeitung kein Bild des neuen Entwurfs zeigt.

Natürlich ist man zuerst einmal erleichtert, nach dem hässlichen Lochblechbau, den die Sparkasse vor einigen Jahren daneben hingestellt hat und wenn man die anderen Neubauten der Sparkasse wie z.B. in Bad Reichenhall betrachtet. Und es ist ein weiterer Beweis, dass es ein Fehler ist, wenn sich eine Stadt ihr Stadtbild von Banken – sagen wir mal – bebauen lässt. Aber es sagt auch so viel über die Führung und Entwicklung der Stadt aus, wenn man Mittelmaß als Visitenkarte versteht. 

Vorher und jetzt

Dabei war es ein langer Weg von adretten Nachkriegsbauten (wer trauert denn rein von der Gestaltung her nicht dem alten Rathaus nach, das an gleicher Stelle stand?) über verunglückte Versuche der Banken, dem Platz ihren Stempel aufzudrücken. Als Ergebnis ist der Platz als öffentlicher Raum dann tot. Genauso lieblos wie der schreckliche Spielplatz, über den man diskutiert. Und da helfen auch die 2 Bäume nicht, die man pflanzen will. Die gab es doch schon mal in größerer Zahl auf dem Platz, oder? Bisher ist der Platz ja auch für die Stadtgärtner eher ein blinder Fleck als ein gutes Beispiel.

Ein Spielplatz, wie er nicht sein sollte

Die Bauherren haben aufgepasst, haben genau hingeschaut und hingehört. Sie wissen jetzt, was man in Freilassing haben will. Renditeoptimierte Würfelarchitektur und am besten dort, wo jemand noch Historisches vermuten könnte. Banken, die es finanzieren, gibt es ja noch. Abschliessend denke ich mir dann: Wie sehr muss man denn die Stadt, ihre Geschichte und ihre Bewohner hassen, um so etwas zu bauen? Aber das ist ja meine eigene Meinung und wie der Bauausschuss in seiner Ohnmacht zeigt, sind alle anderen glücklich und zufrieden. Und die Sparkasse sowieso.

Nachtrag: Vielleicht kann ja jemand etwas mit den Steinplatten anfangen. Für einige DIYler ein wahrer Schatz…

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