Auch wenn’s hässlich ist – ihr müsst urbaner werden
Mit knapp 200 Wohnungen entsteht auf dem Freilassinger Sonnenfeld die wohl größte Fehlentwicklung der Stadtentwicklung. Und das nicht, weil die Architektur einfallslos und unpassend ist und weil die Stadt hier auf preiswerten Mietwohnraum verzichtet hat. Auch nicht, weil es einfach grauslich ist.

Vielmehr weil die Stadt und der Stadtrat es hier versäumt haben, richtungsweisende Impulse zu setzen und die Interessen der Bürger vernünftig zu vertreten. Mit dem Sonnenfeld hat die Stadt eine einzigartige Gelegenheit Stadtplanung zukunftsweisend voranzubringen. Für andere Städte wäre das ein Wunschtraum – nicht so in Freilassing. Hier könnten öffentliche und soziale Räume mit Handel und Handwerk zusammen verquickt werden, Begegnungsräume geschaffen und der Wert der Stadt gesteigert werden. Man vergleiche das einmal mit dem Quartier Latin in Freiburg oder ähnlichen Ansätzen. Das alles hat die Verwaltung versaut in seltener Einigkeit mit dem Stadtrat. Es gab dabei sicher parteipolitische Vorgaben: der Herr Braun, der anscheinend alles gut findet, was gross und hässlich ist, die Interessenverteilung bei der FWG oder dem programmatischen Irrweg der Grünen. Und jedem, dem die Stadt am Herzen liegt, schmerzt der Satz “Freilassing muss urbaner werden”. “Unsere Stadt soll hässlicher werden” – und das ist ja laut Bürgermeister Hiebl nur der Anfang.


Alle Einsprüche wurden mit dem Satz “das ist städtebaulich so gewollt” weggebügelt. Alle Änderungsmöglichkeiten und Anpassungen wurden versäumt. Kein leistbarer Wohnraum, keine Kultur. Alles wurde dem “wir brauchen mehr Wohnungen” untergeordnet.
Aicher’s Wohnbau am Sonnenfeld ist ein Beispiel der fehlgeleiteten Betonpolitik. Man denkt an Investoren, Käufer und an feuchte Grossstadt-Träume und nicht an die Zukunft der Bürger. Freilassing ist komplex und hat viele Herausforderungen, aber wenn man immer nur demjenigen hinterher läuft, der am meisten Geld hat, dann wird Freilassing sicher zur reinen Schlafstadt. Vertrauen in die Stadtpolitik schafft das nicht.
