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Baukultur in Freilassing

Alles klar

Fast scheint es so, als hätte die Stadt Freilassing nach 71 Jahren doch ihr Talent entdeckt. Die Zeitungen werden wieder von Partystimmung am Badylon schreiben, von hunderten oder tausenden begeisterten Besuchern. Es war ein Querschnitt aller Altersgruppen, die das großzügige Gelände ausnutzen konnten von 1 bis 90 Jahren. Wer nicht da war, ist selber schuld. (Bilder kann ich von https://www.mz-pic.de/stadtfest25 empfehlen).

Ist solch ein Fest jetzt eine Unterminierung der Anstrengungen zur Belebung der Innenstadt? Teils, Teils. Es wäre nicht einmal ein fairer Vergleich, denn sowohl der Freizeitpark als auch die Innenstadt haben eigene Stärken und Schwächen. Die Innenstadt kann lernen, dass es viele Bürger gibt, die sich in der Öffentlichkeit bewegen wollen und die auch Geld ausgeben wollen wenn das Angebot stimmt.

Nur ein paar Tage vorher war eine Veranstaltung der Stadt am Mittwoch als Bürgerbeteiligung zur Gestaltung der unsäglichen Lärmschutzwände. Es soll wohl ein Dutzend Bürger dort gewesen sein. Das sind weniger als der Stadtrat(!). Es scheint sich ein Trend zu verfestigen, daß Bürger einfach nicht an einer Teilhabe, an Lokalpolitik oder an Mitgestaltung interessiert sind. Mancher wird sage, dass wir alle ohnehin in irgendwelchen Vereinen und Gruppen aktiv sind und daher das Engagement schon abgedeckt ist. An dieser Stelle ein Hoch auf alle Ehrenamtlichen, die auch beim gestrigen Fest massgeblich für den Erfolg waren.

Kreative Sitzmöglichkeiten am Rande des Stadtfestes. Oder sind das schon die neuen, angekündigten Treffpunkte der Stadt?

Eine nicht-repräsentative Umfrage ergibt, dass ein Großteil die Politik ablehnt, weil man selbst nichts ändern könne und man sich de-emanzipiert, entmündigt fühlt. Hätte man vielleicht die Lärmschutzvarianten auf dem Stadtfest präsentieren sollen? Hätte man können und das wäre ein barrierefreier Zugang zum Thema gewesen. Andererseits kann man ja nicht immer ein Stadtfest machen, wenn eine seltene Bürgerbeteiligung angesagt ist. Man denkt unwillkürlich an Brot und Spiele. 

So gibt es nichts, was die Lokalpolitik macht, auf das man Stolz sein darf und dabei ist die bauliche Gestaltung hierbei nur eines von vielen Elementen. Die Bürger waren Stolz auf ihr Krankenhaus. Und das ist ihnen in der Sitzung in der Mittelschule von einem herablassenden KSOB Vertreter in übelster Weise ausgetrieben worden. Lange angekündigte Bereicherung von Wohnraum stellten sich als überteuerte Betonklötze ideenloser Architektur heraus. Ein Landrat, der in rechtswidriger Weise jeden Kern der Entwicklung sabotiert. Historische Elemente, die einfach abgerissen und durch Mittelmass ersetzt werden. Die nächsten Anschläge kommen bald. Man glaubt nicht mehr, dass es besser wird, sondern nur, dass es nicht so schlimm werden wird.

Sollen wir stolz auf unsere Discounter sein? Darauf, dass sich bei jedem Politikwechsel die Granden auf der Saalachbrücke treffen? Ob Schengen, Fall der Mauer, Covid, Wir schaffen das, Wir machen dicht. Die Lokalpolitik will nichts voranbringen. Man will Versäumnisse beheben, Lücken füllen. Weiter so. Veränderungen sind böse. 

Genau deshalb ist so ein kostenloses Stadtfest, das durch zahllose Vereine, Freiwillige und in Zusammenarbeit mit dem Rathaus erfolgreich umgesetzt wurde, etwas das funktioniert und auf das die Leute stolz sein dürfen. Noch. Es ist ein Tag im Jahr. Immerhin. „Aber sonst ist heute wieder alles klar. Auf der Andrea Doria.”

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1 Kommentar

  1. ch.gampert@t-online.de Juli 13, 2025

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