Matulusgarten

Baukultur in Freilassing

Wen kümmern schon Bäume…

Nun ist es dieser Tage ja so, dass man wieder mal fast ausschliesslich von Autos spricht. Entweder weil wieder einmal der jährliche Almauftrieb der Erholungssuchenden Richtung Süden stattfindet – was österreichische Behörden so überrumpelt hat, dass sie auch nicht die Tunnelbaustelle freigeben konnten und auch das Abfahrverbot nur mehr Schall und Rauch ist – oder seien es die Autofahrer, die durch – aus ihrer Sicht unzumutbaren – Grenzkontrollen 20 Minuten mehr Fahrzeit einrechnen müssen.  Oder seien es die Privat KFZ, die der Salzburger Sender ServusTV gleich als Wagenburg der einfachen Bürger in Freilassing im Kampf gegen den Islamismus verortet. Wobei das Motto von Servus TV ist, alles zu berichten, was andere nicht tun. Denn es geht nur um Reichweite. Egal wie.

Der liebste Feind der automobilen Gemeinde ist ja gleich nach Radfahrern und den anderen Autofahrern der gemeine Baum. Und so gesellt man sich als Autoaktivist gerne auf die Seite der Baulobby, der es ja genauso geht. Da ist es ja fast schon symbolisch, dass die letzte Ulme ihrer Art den Planern eines gewaltigen Kreisverkehrs zum Opfer gefallen ist. Für ein Projekt, das ursprünglich Gewerbe und Wohnbau zum Wohle der Bürger und der Stadt (ja, da ist ein Unterschied!) vorantreiben sollte. 

Das mit dem Wohnbau hat man revidiert und das mit dem Gewerbe ist geblieben. Weil sich Baumfreunde für die Ulme eingesetzt haben, hat man sich für einen Stockschnitt entschieden. Und tatsächlich treibt dieser Baum doch wieder aus. Man wird ihn wohl versetzen und ihm damit bis zur nächsten Erweiterung Zeit geben. Eham I macht ja nur Sinn, wenn es auch mal Eham II etc. gibt, oder?

Viel heimlicher ist der Bestand der 15 Bäume an der Oberen Feldstraße dieses Jahr weiter reduziert worden. Ein letzter Baum ist noch übrig. Was haben sich die Stadtplaner damals nur gedacht? Dass man mit der Natur und nicht gegen sie planen soll? Nein. Damals ist Freilassing als Erholungsgebiet empfunden worden. Dank moderner Planung und rückgratloser Nachverdichtung ist man heute ja schlauer. Diese Straße könnte bald mehrspurig werden. Das ist Fortschritt. Ohne Bäume. Klar.

Der letzte überlebende Baum an der Oberen Feldstrasse. Nicht mehr lange…

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Thema von Anders Norén